„Lieder eines betrunkenen Schuhus”



Der westfälische Dichter: Peter Hille
Volker Schrewe / Michael Seewann


Aus Anlaß seines 100. Todestages am 07. Mai und seines 150. Geburtstages am 11. September im Jahre 2004, vertonte der bekannte Komponist Walter Steffens (www.walter-steffens.de) für den Bariton Volker Schrewe und den Pianisten Michael Seewann u.a. die Verse „Im Kirchturm“ aus den „Liedern eines betrunkenen Schuhus“.

Die Stadt Bensheim hatte, im Rahmen des Projektes „Leseland Hessen“ während der Buchmesse in Frankfurt, den verschollenen und vergessenen Lyriker und Erzähler Peter Hille mit einem Abend in den Mittelpunkt des Interesses gestellt. Die Kompositionen von Walter Steffens mit Volker Schrewe und Michael Seewann, kamen in Anwesenheit des Komponisten zur Uraufführung, umrahmt durch Rezitation ausgewählter Lyrik und Prosa aus dem umfangreichen Werk durch den renommierten Schauspieler Christian Quadflieg.

Der Komponist Walter Steffens, der Sänger Volker Schrewe und der Pianist Michael Seewann leb(t)en und arbeiten in der ehemaligen Benediktinerabtei Marienmünster, die seinerzeit Peter Hille im Roman „Die Hassenburg“ beschrieben hat. Er berichtet auch in einen Brief an die Dichterin Else Lasker-Schüler über einen Besuch mit seinem Bruder, dem Geistlichen Philipp Hille, in der Abtei Marienmünster: „Ich sage dir, Tino, ein paar Goldstunden. Ein feinsinniger, humorvoller, weltklugweiser Geistlicher und für die 3 Menschen 3 goldklare Flaschen Wein und Imbiss, dabei Nieheimer Käse als Heimatgabe.”


Peter Hille 

Geboren am 11.9.1854 in Erwitzen/Kreis Höxter; gestorben am 7.5.1904 in Berlin-Großlichterfelde.
Der Sohn eines Lehrers und späteren Rentmeisters besuchte die Gymnasien in Warburg und Münster. Nach schulischem Mißerfolg und kurzem Aufenthalt in Höxter war er in Leipzig Gasthörer an der Universität und Mitarbeiter in einer Verlagsredaktion. Im Winter 1878/79 ging er nach Bremen zum »Bremer Tageblatt«; nach dem Scheitern dieses Blattes lebte er ab 1880 in London, 1882-84 in Holland. Die Gründung einer Theatergruppe mißlang, Hille kehrte völlig verarmt nach Deutschland zurück. In Berlin versuchte er sich 1885 als Herausgeber und einziger Mitarbeiter der Zeitschrift »Völkermuse – Ein kritisches Schneidemühle«. Das Projekt scheiterte nach zwei Nummern, aber er gewann in Liliencron (einem der beiden namentlich bekannten Abonnenten) einen Freund, der den Roman Die Sozialisten zum Druck vermittelte. Als keine nennenswerte Resonanz erfolgte, begab sich Hille, der sich selbst ein »Meerwunder an Erfolglosigkeit« nannte, auf Wanderschaft durch die Schweiz und Italien. 1891 kehrte er zu seinem Bruder nach Hamm zurück. Ab 1895 lebte er wieder in Berlin, wechselte häufig die Wohnung, schlief nicht selten im Freien; seinen Freunden galt er bisweilen als verschollen. Schließlich fand er im Haus der »Neuen Gemeinschaft« der Brüder Hart eine Bleibe. Im Winter 1902/03 gründete Hille, der bald eine Kultfigur der Berliner Boheme wurde, mit Hilfe seiner Freunde (u.a. Else Lasker-Schüler, Erich Mühsam, Richard Dehmel, Otto Julius Bierbaum) das »Cabaret zum Peter Hille«, in dem er literarisch-musikalische Abende von hohem Anspruch hielt. 



Pressestimmen:

Liedgestalter von respektablem Rang ... Volker Schrewe erwies sich als ein Sänger von kraftvollem baritonalem Stimmvermögen. Nur wer wie er das Technische des Vortrages in all seinen Feinheiten beherrscht kann so plastisch den Sinn eines Lieds gestalten, kann so bewegt oder auch innig ans Herz rühren. ... Volker Schrewes sonores Timbre und alle Wandlungsfähigkeit kamen voll zur Geltung im interessantesten Programmteil, den Liedern von Walter Steffens. ... Volker Schrewe zelebrierte klar und verständlich das komponierte Wort, bewies Wandlungsfähigkeit im Wechsel der Stimmungen und offenbarte allen Reichtum an gestalterischer Kraft.
Die Glocke 22.06.2005

Aus den Liedern des betrunkenen Schuhus
„Dem Text dienend und ihn musikalisch interpretierend, setze ich ihn in Töne um“, kennzeichnet Steffens seine Art des Umgangs mit Dichtung. Dabei sehe er als Opernkomponist bildhaft und szenisch, er erzähle Geschichten. Die außergewöhnliche Spannweite der Ausdrucksmöglichkeiten, über die Steffens verfügt, belegten die eingespielten Tonbeispiele sowie vor allem die eindrucksvollen Darbietungen des ausgezeichneten Duos Volker Schrewe (Bariton) und Michael Seewann (Klavier), die die hohen Anforderungen der Partituren bravourös bewältigten, Stimmungsnuancen trafen und auch den dramatischen Akzenten Nachdruck gaben. Die grandios groteske Vorstellung des alle Register musikalischer Darstellungskunst ziehenden ,Betrunkenen Schuhus' nach Peter Hille, erst kürzlich im Beiprogramm zur Frankfurter Buchmesse uraufgeführt, war eine mit besonders stürmischem Beifall bedachte Glanzleistung.”
Neue Westfälische 2004

„Die Tonbeispiele wurden zum Teil interpretiert von Volker Schrewe (Bariton) und Michael Seewann (Klavier). Diese Vorträge machten besonders deutlich welch eine bemerkenswerte symbiose Musik und Text seine Werke eingegangen sind. Durch die hervorragende Interpretation dieser Künstler wurde auch für Neuentdecker ein Tor zur Musik von Prof. Walter Steffens geöffnet“
Hoexter-Online 2004

Die Lesung im Parktheater ist zweifelos (...) einer der Höhepunkte des Festivals und war mit zwei Urauffürungen vom Komponisten Walter Steffens bestens eingerahmt: „Aus den Liedern des betrunkenen Schuhus“ mit Bariton Volker Schrewe und Michael Seewann am Flügel war ein atonales Glanzstück, das perfekt mit den knorrig-schönen Sätzen Peter Hilles harmonierte.
BA, 09.10.2004